22. März 2009

Wie alles begann...

Nachfolgend könnt Ihr den Bericht lesen, den ich Ende letztes Jahr in meiner Firmenzeitschrift ROTO im Rahmen der Reihe "Hobby eines Mitarbeiters" unter dem Titel Muki-Turn-Leiterin veröffentlichen durfte. Da beschreibe ich sozusagen die ganze Geschichte 2006 bis 08 vom Muki-Turnen Bern Nord am Montag.
Auf dem Bild seht Ihr eine Maschine, wie sie "meine" Firma herstellt: Riiiesige Türme, in denen echte Zeitungen gedruckt werden. Wenn ich schreibe "echte" Zeitungen, dann meine ich tatsächlich diese dünnen, aufeinander gelegten und gefalteten Blätter, welche man richtig zwischen den Fingern hält - nicht so virtuelle Wischiwaschi-Sachen wie Blogs oder so :-)...
Also, hier jetzt der Bericht: Ganz am Anfang, das war im Jahr 2006, suchte ich schlicht und einfach nach einer Gelegenheit, bewusst Zeit mit meinem älteren Kind zu verbringen. Von mehreren Seiten her hatte ich gehört, dass das Muki-Turnen eine tolle Sache sei, worauf ich mich auf die Suche nach einem Kurs machte. Ich suchte auf verschiedene Arten, aber in meiner Nähe im Berner Nordquartier existierte nichts dergleichen. Mit meiner Tochter besuchte ich ein paar Mal das Muki-Turnen in der Länggasse - aber die Frage „Könnte ich so etwas nicht selber in meiner Nähe organisieren?“ liess mich nicht los. Ein solches Projekt ganz alleine aus dem Boden zu stampfen schien mir dann doch zuviel, aber in der gleichen Zeit lernte ich meine heutige Muki-Turn-Co-Leiterin Monika kennen. Sie hatte tatsächlich auch Lust, mit mir dieses Abenteuer zu wagen, und so kam es, dass wir im Herbst 2006 mit einem Ausbildungskurs für Muki-Turnleiterinnen starteten. Der nächste Schritt war, eine Turnhalle zu finden, welche zu einer geeigneten Zeit verfügbar sein und natürlich im Nordquartier stehen sollte. Mit etwas Glück fanden wir die Markusturnhalle, welche etwa 300 Meter von der Wifag entfernt liegt. Jetzt entwarfen wir eine möglichst zweck- und sinnvolle Werbung, schmückten damit grosszügig die Anschlagbretter des Berner Nordquartiers und warteten auf Anmeldungen... Und tatsächlich, im Januar 2007 startete unser Unterfangen - mit 10 teilnehmenden Muki-Paaren!

So sieht es jetzt aus
Bis heute treffen wir uns in der Schulzeit jeden Montag Nachmittag, 6 bis 11 Erwachsene mit Kindern im Alter von 21/2 bis 5 Jahren, um eine knappe Stunde lang zu turnen und zu spielen. Der Preis ist mit Fr. 7 je Lektion sehr tief, weil uns daran liegt, dass wirklich alle, die mögen, teilnehmen können. Das Ziel ist, dass die Muki-Paare eine ausgelassene und bewegungsreiche Zeit erleben. Meist stellen wir uns eine Situation vor, bei der es Abenteuer zu bestehen gilt. Das Bewegen soll kein Kraftakt, sondern vielmehr eine natürliche Freude sein; etwas das dazu gehört, um überhaupt die Möglichkeit zu haben, etwas Schönes erleben zu können. In der heutigen Zeit wird es immer schwieriger, Kinder einfach spielen zu lassen; dies besonders in den Städten, wo das Verkehrsaufkommen sehr gross ist. Im Muki-Turnen weiten wir den Bewegungsspielraum der Kinder aus und bieten Möglichkeit zur Auslebung des natürlich vorhandenen Bewegungsdrangs. Nicht zuletzt sollen sich auch die Erwachsenen austoben können und dürfen. Wir glauben daran, dass Bewegung zu einem glücklichen Leben dazu gehört!

Eine regelmässige Teilnahme am Muki-Turnen bietet einen Rahmen, um Rhythmus-, Zusammengehörigkeits- und Körpergefühl zu erleben. Die Kinder verbessern nicht nur ihre Bewegungsfertigkeiten, sondern lernen im Muki-Turnen auch : Sozialverhalten in der Gruppe aneignen (für manche ist es das erste Mal, dass in einer Gruppe mit anderen Kindern sind), Umgang mit « ihrer » erwachsenen Person intensivieren, Konkurrenz-Situationen aushalten (« Verlieren gehört zum Leben »), Freundschaften knüpfen und leben.


Eine motivierende Tätigkeit
Das Muki-Turnen macht uns Leiterinnen selber meist viel Spass, aber dahinter steckt auch eine grosse Menge Arbeit. Obwohl uns nachgesagt wird, wir hätten viel Phantasie, fallen uns die geeigneten Ideen natürlich nicht in den Schoss. Wie kommen wir also zu unseren Ideen?

Das erste und vielleicht wichtigste dabei ist die Themenauswahl für ein Quartal. Wir lassen uns zuerst von den eigenen Interessen leiten: Letzten Sommer habe ich an drei Orten in der Schweiz Ferien gemacht; meine Co-Leiterin ist Gleitschirm-Fliegerin und kommt demnach auch viel in der Schweiz herum. So war es nahe liegend, „Reisen in der Schweiz“ als Thema zu nehmen. Ein zweite wichtige Quelle dafür, was wir ganz konkret in der Halle tun wollen, sind die Kinder: Durch Beobachtung ihrer Reaktionen und Aktionen können wir uns dahin leiten lassen, wo es für die Beteiligten Spass macht. Ein dritter Punkt, der unsere Arbeit im Fluss hält, ist die gegenseitige Inspiration: Wir sind zu zweit, die Lektion wird aber immer nur von einer von uns geleitet. Wer die Lektion nicht leitet, nimmt also ganz regulär mit einem meiner Kinder am Muki-Turnen teil. So können wir von der Lektion der anderen lernen. Der vierte Punkt, der in unsere Lektionsvorbereitung einfliessen soll, ist das Echo der Erwachsenen. Nicht ganz immer können oder wollen wir auf ihre Wünsche eingehen. Aber ihre Reflexionen helfen uns, die Grundausrichtung nicht zu verfehlen. Was mich als fünftes und ganz besonders motiviert, ist die Musik. Oft turnen wir mit Musikbegleitung ein. Ganz toll ist natürlich auch das selber singen. Manchmal sagen wir auch einen Vers auf, den wir mit Gesten und Mimik begleiten.

Lektionsablauf
Wir haben ein Anfangslied, das ein Quartal hindurch immer gleich bleibt. Es wird in der Hallenmitte im Kreis gesungen. Danach mache ich (oder wenn Monika leitet natürlich sie) eine Einführung: Ich begrüsse alle Teilnehmenden, nenne das Thema und will damit die Aufmerksamkeit auf mich lenken, damit mir später die Leitung der Lektion leichter fällt. Danach machen wir immer ein Einturnen zum warm werden. Mit einem Spiel wie Fangis oder nach einem gemeinsam aufgesagten Spruch verteilen sich die Mukis in der ganzen Halle. Bald darauf beginnen wir den Hauptteil, welcher die Umsetzung des Lektionsthemas zum Ziel hat. In einer der letzten Lektionen zum Thema „Wallis“ mussten z.B. blaue Bändel, welche Trauben darstellten, während einer Stafette eingesammelt werden. Danach gab es einen Transport, bei dem die Kinder mit den eingesammelten Bändeln auf dem Rücken Schubkarren waren, d.h. sie wurden von den Erwachsenen an den Füssen gehalten und brauchten nur die Arme, um vorwärts zu kommen. Am Schluss wurden die „Karren“ gekippt, und alle stampften auf den am Boden liegenden „Trauben“ herum, um „Saft zu pressen“. Im Anschluss an den Hauptteil machen wir meist etwas, das wir schon kennen. Etwas ganz leises und ruhiges ist hier manchmal am Passendsten. Für einen stimmigen Schluss sorgt immer unser „Adieu“-Lied; nachher erhalten die Kinder einen Kleber, auf dem etwas zum heutigen Thema abgebildet ist – z.B. eine Schubkarre gefüllt mit Trauben wie der beschriebenen Lektion.

Es ist nicht vergebens
Vergangene Lektionen, Lieder und einiges mehr kann man in meinem Blog nachlesen, den ich nun seit mehr als einem Jahr betreibe. Neue Teilnehmende finden uns seither auch übers Internet. Der Zähler zeigt seit Februar dieses Jahres immerhin schon mehr als 4’000 Besuche an. Regelmässiges Schreiben im Blog verhilft mir aber auch dazu, Übersicht über unser Tun im Muki-Turnen zu bewahren.

Bisweilen berichtet uns eine Mutter, das Kind habe zuhause bestimmte Bewegungen, Spiele, Lieder oder Verse geübt. Das sind dann die Momente, in denen wir spüren: Der ganze Aufwand fürs Muki-Turnen ist nicht vergebens. Es spielt eine Rolle im Leben der Kinder! Und das ist schön.

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